Habemus papam – und der alte liegt jetzt in einer Gruft mit hässlicher Inschrift.
Kaum ist Franziskus beerdigt, tobt im Netz ein typografischer Shitstorm. Von einem „typografischen Kriegsverbrechen“ ist die Rede, andere sprechen von „absolutem Dilettantismus“. Der Name auf dem Grabstein? „Franziskus“ – mehr nicht. Aber so miserabel gesetzt, dass Typographen weltweit die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Typo-Legende Erik Spiekermann jedenfalls hätte seinen Studierenden sowas nicht durchgehen lassen. „Vor zwanzig Jahren wäre ich nach Rom gefahren und hätte protestiert“, sagte er der Zeit. Dem Papst sei es vermutlich egal – aber für Spiekermann ist die Inschrift ein Paradebeispiel für die „Verschlampung der Sitten“. Wertschätzung? Fehlanzeige.
Fr. A. Nciscvs – oder wie war der Name noch?
Spiekermann sieht in der Gravur einen Verstoß gegen grundlegende Regeln der Typografie. Die Buchstabenabstände im Wort „Franciscus“ stimmen einfach nicht. Zwischen „R“, „A“ und „N“ sind die Lücken riesig. Genauso zwischen dem C und U. Der Abstand zwischen N und C ist zu eng. „Würde das so im Telefonbuch stehen, läse man womöglich Fr. A. Nciscvs – und wäre verwirrt.“
Maschine außer Kontrolle? Die Ursache vermutet Spiekermann in einem technischen Fehler: Die computergesteuerte Fräsmaschine wurde womöglich nicht korrekt mit „Zeichenwegen“ gefüttert – das kann dazu führen, dass eine andere Schriftart geladen wird. Ergebnis: falsches Kerning, komische Schrift, ungewollter Look. Oder war’s einfach Sparpolitik? Vielleicht hat man im Vatikan kurzerhand zur allgegenwärtigen „Times New Roman“ gegriffen – weil sie eben auf jedem Rechner zu finden ist. Spiekermanns Favorit wäre „Trajan“ gewesen – die klassische römische Monumentalschrift. Oder wenigstens „Bembo“, eine stilvolle Renaissance-Schrift.
Wie gut, dass solche Malheure bei unserer Arbeit nicht passieren. Bei uns sitzt ein Team aus mit allen Wassern gewaschenen Designern, die Ahnung von Typografie, Layout und Illustration haben und solche dilletantischen Anfängerfehler garantiert nicht machen.
Autorin: Beate Sinn – https://www.sinndesign.me/blog/